Der Blame Cycle
Der Blame Cycle beschreibt eine destruktive Dynamik in Unternehmen, bei der Fehler nicht als Lernchancen genutzt, sondern Mitarbeiter dafür verantwortlich gemacht werden. Dadurch entsteht ein Teufelskreis, der Vertrauen, Kommunikation und letztlich die gesamte Unternehmenskultur beeinträchtigt.
Die sechs Phasen des Blame Cycle (Schuldzuweisungs-Kreislauf)
- Menschlicher Fehler
Ein Fehler passiert – sei es durch Ablenkung, fehlendes Wissen oder unklare Prozessvorgaben. - Schuldzuweisung, Disziplinarmaßnahmen
Statt die Ursachen des Fehlers zu analysieren, wird der Mitarbeiter verantwortlich gemacht.
Disziplinarmaßnahmen wie Abmahnungen, Verwarnungen oder negative Leistungsbewertungen folgen (unabhängig davon, ob diese angemessen sind). - Vertrauensverlust
Der betroffene Mitarbeiter verliert das Vertrauen in das Management, da er sich ungerecht behandelt fühlt.
Gleichzeitig sieht das Management den Mitarbeiter als unzuverlässig an.
Ein Klima des Misstrauens entsteht, das sich auf das gesamte Team ausweiten kann. - Kommunikationsabbau
Mitarbeitende sind weniger bereit, Probleme oder Fehler offen anzusprechen, da sie Angst vor negativen Konsequenzen haben.
Wichtige Informationen über Sicherheitsrisiken, ineffiziente Prozesse oder Verbesserungspotenziale gehen verloren. - Reduzierte Management-Wahrnehmung
Aufgrund der eingeschränkten Kommunikation fehlt dem Management die nötige Transparenz über Probleme im Unternehmen.
Sicherheitsrisiken oder ineffiziente Prozesse werden nicht erkannt oder erst bemerkt, wenn sie eskalieren. - Bestehende und anhaltende Systemschwächen
Da die eigentlichen Ursachen nicht adressiert werden, bleiben strukturelle Schwächen im System bestehen.
Die Fehlerquote bleibt hoch, die Mitarbeitermotivation sinkt, und das Unternehmen verliert an Effizienz.

Wie kann der Blame-Kreislauf durchbrochen werden?
- Fehler als Lernchance betrachten und systematische Ursachen adressieren – Statt Schuldige zu suchen, sollten Unternehmen Fehler systematisch analysieren und daraus Verbesserungen in der Arbeitsumgebung ableiten, um fehlerfördernde Bedingungen abzustellen.
- Psychologische Sicherheit schaffen – Mitarbeitende müssen sich sicher fühlen, Fehler anzusprechen, ohne Angst vor Sanktionen zu haben.
- Offene Kommunikation fördern – Ein transparenter Austausch zwischen Mitarbeitenden und Führungskräften verhindert Missverständnisse und stärkt das Vertrauen.
- Führungskräfte als Vorbilder – Eine positive Fehlerkultur beginnt an der Spitze. Führungskräfte müssen zeigen, dass sie konstruktiv mit Fehlern umgehen.
Fazit
Unternehmen mit einer starken Schuldzuweisungskultur riskieren demotivierte Mitarbeiter und ineffiziente Prozesse. Wer stattdessen an seiner Sicherheitskultur arbeitet und bereit ist, das Lernen in den Vordergrund zu stellen, kann Fehler in Chancen verwandeln – und wird langfristig erfolgreicher sein.
Gut zu wissen
Die Unfallanalysemethode Tripod Beta sowie das Hearts & Minds Toolkit zur Entwicklung einer Sicherheitskultur unterstützen Unternehmen bei der Implementierung einer Fehlerkultur.
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