Safety-I und Safety-II
Hollnagel, Wears und Braithwaite prägten 2013 die Begriffe Safety-I und Safety-II für unterschiedliche Ansätze in der Sicherheitsarbeit.
Safety-I und Safety-II stehen nicht in Konkurrenz miteinander, sondern ergänzen sich. Evans fasst es zusammen als: „Safety-I minimiert das Schlechte und Safety-II maximiert das Gute“. Safety I konzentriert sich auf die Elimination von Fehlern, Safety II stellt sicher, dass so viel wie möglich gut läuft.
SAFETY-I
entspricht dem traditionellen Sicherheitsmanagement-Ansatz.
Der Fokus liegt auf der Analyse von Fehlern, d.h. Zwischenfällen, Unfällen oder Verletzungen.
Das Freisein von Risiken und das Fehlen von Ereignissen wird mit Sicherheit gleichgesetzt, d.h. im Umkehrschluss: ist die Fehlerrate gering, besteht ein hohes Maß an Sicherheit. In Safety-I wird Sicherheit am Fehlen von unerwünschter Ereignisse gemessen, z.B. anhand von Unfallraten oder unfallfreien Tagen.
In Safety-I verwendete Methoden sind beispielsweise
- Unfallanalysen, die durch das Ermitteln von Ursachen und Ableiten von Maßnahmen, zukünftige gleiche oder ähnliche Ereignisse verhindern sollen.
- Standardisierung von Arbeitsvorgaben, da Safety-I davon ausgeht, dass Arbeit vollständig analysiert und vorgeschrieben werden kann und dass Work-as-Imagined mit Work-as-Done übereinstimmen wird.

Safety-I fragt danach, warum Dinge schief gehen und versucht dann, Ursachen zu finden, um sicherzustellen, dass dies nicht noch einmal passiert – versucht, Work-as-Imagined wieder herzustellen.
Im Gegensatz zu dieser traditionellen Sichtweise geht
SAFETY-II
davon aus, dass Dinge aus den gleichen Gründen schief gehen und gut laufen. Da üblicherweise mehr Dinge gut laufen liegt der Fokus von Safety-II darauf zu erkennen, warum die Dinge gut laufen (oder warum nichts schief geht) und dafür zu sorgen, dass sich dies wiederholt.
Work-as-Done ist in Safety-II nicht statisch, da die Arbeitsbedingungen, Anforderungen und Ressourcen selten stabil sind. Insbesondere in komplexen Systemen sind es die Beschäftigten, die Probleme lösen und sich flexibel an Arbeitsbedingungen und -umgebung anpassen. Die Art und Weise, wie die Arbeit dann tatsächlich gestaltet wird, ist die Grundlage für Verbesserungen und für die Ermittlung von Gefahren.
In Safety-II wird Sicherheit als die Fähigkeit definiert, unter wechselnden Bedingungen erfolgreich zu sein.
Je komplexer die Arbeitswelt, desto mehr unterscheidet sich Work-as- Done von Work-as-Imagined. In Safety-II wird der Unterschied zwischen Work-as-Done und Work-as-Imagined nicht als Problem betrachtet, sondern als Potential, als Informationsquelle, wie die Arbeit tatsächlich ausgeführt wird. Ziel ist es, wirksame Wege zu finden und die Variabilität von Work-as-Done in akzeptablen Grenzen zu halten.
Gut zu wissen
In der praktischen Umsetzung bedeutet Safety-II: Sicherheit kann nur vor Ort verbessert werden, da Work-as-Done im Zusammenspiel mit den jeweiligen Arbeitsbedingungen von entscheidender Bedeutung ist.
Danke! Für das Originalfoto an Skitterphoto.
Weitere Beiträge:

Life-Saving Rules
Life-Saving Rules machen tödliche Risiken branchenübergreifend transparent und unterstützen durch einfache lebensrettende Maßnahmen.

Einhaltung von Regeln
Um die Einhaltung von Regeln sicher zu stellen, müssen wir es mit unterschiedlichen Charakteren, den Schafen und Wölfen, aufnehmen.