Einhaltung von Regeln
Ist euch in der betrieblichen Sicherheitsarbeit aufgefallen, dass es Menschen mit unterschiedlichen Verhaltensweisen gibt? Manche halten sich immer an die vorgegebenen Regeln und andere scheinen sich um solche gar nicht zu kümmern, machen eher „ihr eigenes Ding“.
Welche Charaktere gibt es?
Die Verhaltensweisen von Menschen ähneln dem Charakter von Schafen oder Wölfen. In erfolgreichen Unternehmen brauchen wir beide und müssen ihre Eigenheiten in der Sicherheitsarbeit berücksichtigen.
Die sogenannten Schafe sind Bewahrer und Hüter von Standards. Sie wollen alles richtig machen und halten sich an alle Vorgaben, nicht nur gute, sondern auch schlechte. Für Schafe sind also nur die besten Regeln geeignet, damit sie nicht – unbeabsichtigt, natürlich – Probleme durch die Befolgung schlechter Regeln verursachen.
Wölfe dagegen sind Veränderer, opportunistische Draufgänger. Sie haben vermeintlich alles im Griff und daher auch keinerlei Hemmungen sich über Regeln hinwegzusetzen, um eine Aufgabe auf ihre Weise zu erledigen. Wölfe halten sich nur an Regeln, die sie akzeptieren.
Gefährlich, weil unberechenbar: Neben den eindeutig zu identifizierenden „echten“ Wölfen, gibt es auch solche, deren Charakter nicht offensichtlich ist: Wölfe im Schafspelz. Sie halten sich über einen Zeitraum an die Vorgaben, bis sich – für andere „aus heiterem Himmel“ – eine für sie gute Gelegenheit ergibt, diese zu übertreten und eigene, ihrer Ansicht nach bessere, Wege zu gehen.
Das heißt nicht, dass Schafe nie Regeln missachten: Schafe im Wolfspelz gibt es natürlich auch. Sie sind aber eher selten anzutreffen und spielen daher in der Sicherheitsarbeit keine Hauptrolle.
Wie kann die Einhaltung der Regeln sichergestellt werden?
Schafe sind bezüglich der Regeltreue offensichtlich kein Problem. Wölfe dagegen, sowohl echte als auch solche im Schafspelz, befolgen nur Regeln, die für sie „in Ordnung“ sind. Gute Sicherheitsarbeit braucht daher ein effektives „Wolfs-Management“.
Was ist Wolfs-Management?
Wolfs-Management besteht aus:
Kontinuierlicher Kommunikation
Zielsetzung der kontinuierlichen Kommunikation ist es, von der Sinnhaftigkeit und dem Mehrwert der Vorgaben zu überzeugen und ein Forum zu bieten, um nicht praxistaugliche Regeln zu diskutieren und zu verbessern. Bei inhaltlich nicht diskutablen Vorgaben (z.B. dem Anlegen des Sicherheitsgurtes) geht es vorrangig um die Kommunikation der Erwartungshaltung. Die Kommunikation sollte generell dort stattfinden, wo die Umsetzung erfolgt, also vor Ort.
Guter Vorausplanung
Eine gute Vorausplanung ist wichtig, da beim Fehlen notwendiger Ressourcen (z.B. Werkzeug oder Zeit) die Einhaltung von Vorgaben erschwert oder unmöglich gemacht wird. Bewährt hat sich ein regelmäßiges Jour Fixe zur Planung kurzer Zeiträume (z.B. eines Tages).
Regelmäßiger Aktualisierung von Regeln
Ist die Akzeptanz der Regeln hoch, so ist ihre Missachtung kein Problem. Daher sollten Vorgaben regelmäßig so überarbeitet werden, dass sie transparent, sinnvoll und adressatengerecht sind, sowie die Praxis widerspiegeln. Dies gelingt am besten, indem die Ausführenden bei der Entwicklung eingebunden werden, sie bestenfalls selbst oder im Team erstellen. So dass den Verantwortlichen nur die Freigabe bleibt.
Erlaubnis von Abweichungen
Wichtig ist es, die Möglichkeit kurzfristiger Regel-Optimierungen einzuräumen, wenn in der Vorausplanung Probleme erkannt werden. Vorgaben sollten situationsbedingt abgeändert werden können, nachdem Risiken eingeschätzt, Sicherheitsbarrieren eingerichtet und alle Beteiligten informiert wurden. Hierzu kann ein Standardprozess abgestimmt werden.
Gut zu wissen
Ich berate und begleite Führungskräfte – oft Wölfe 🙂 – daher der Name wolfmate.
Hinzugezogene Quelle und weiterführende Informationen: Hearts and Minds
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